Aktualisierung: rund 3500 Männer waren zum Marathon angetreten, nur 2683 erreichten das Ziel, Frieder kam auf Platz 629, Gratulation!

94% Luftfeuchtigkeit, 27 Grad, kälter wird es in Singapur nie. Es ist 0:00 und die Läufer des ersten Adidas Singapore Night Marathons rennen los. 42 Kilometer rennen im tropischen Gewächshausklima.

Die Strassen sind nur unvollständig gesperrt und einiges Chaos herrscht. An jeder Ecke wurden Schüler als Aushilfen angestellt, sie müssen mit bunten Stäbchen wackeln und den Läufern die Richtung zeigen.

Frieder, nach einer schweren Erkältung erst seit kurzem wieder wieder fit, hirscht los und beginnt mit dem „Everest des kleinen Mannes“. Ich hänge mit meinem Rennrad in der Menge fest, in meiner Tasche Powergel und isotonische Drinks um Frieder als Supportfahrzeug zu unterstützen. Das war zumindest der Plan. Die Strecke führt über kleine Pfade, es gibt mit dem Rad kein Durchkommen. Man sollte denken, ein grosser grauhaariger Mann wäre in einem Feld von vielen Singapuris leicht zu finden – weit gefehlt. Nachts sind alle Katzen grau, das Feld ist gezogen und fast alle tragen das offizielle Adidasshirt. Der Ciscopolizist macht eine Ausnahme und ich fahre eingeklemmt zwischen Ambulanzfahrzeugen und Motorradpolizisten durch das Feld. Schliesslich finde ich ihn, kann ihn kurz anfeuern.

Leider verabschiedet sich nach einiger Zeit das Hinterrad meines Rades spontan und muss repariert werden. Irgendwann überhole ich Frieder in der Menge und kann ihn nicht mehr finden. Ich trage mein Rad über Treppen, fahre gegen die Fahrtrichtung und begehe ausgesuchte weitere Verbrechen gegen die singapurische Straßenverkehrsordnung. Die Strecke und die schwüle Hitze sind brutal. Viele Läufer sitzen und liegen am Straßenrand, haben Krämpfe, manche geben auf und gehen nach Hause.

Ziemlich k.o. vom wilden Verkehr und Umwegen erreiche ich das Ziel, vom Papa keine Spur. Völlig fertig und mit der nicht übergebenen Verpflegung stehe ich dann als das nutzloseste Begleitfahrzeug in der Geschichte des Laufsports am Ziel und warte auf Godot.

Als Frieder 40 Minuten nach geplanter Ankunft noch nicht da ist, habe ich Panik und suche ihn im Sanitätszelt und lasse die Streckenposten anfunken. Groß ist die Erleichterung, als Frieder nach 5:15 Stunden das Ziel erreicht. Gezeichnet von der Hitze und der brutalen Strecke. Nicht nur er: Die Siegerin im Ultramarathon (84km) und die nationale Rekordhalterin im Ironman sagte nachher „es war die herausfordernste Strecke, die ich je gelaufen bin.“

Unzählige Fussgängerbrücken, Ampeln, Treppen und andere Schikanen, sowie eine lange Steigung und Serpentinen bergauf, bergab haben ihre Spuren hinterlassen. Unser Läufer ist ko, aber glücklich den Tropenmarathon hinter sich gebracht zu haben:

Völlig unzusammenhängend:

Ein paar Fotos von unserem Urlaub in Bintan/Indonesien:

Von: Marius

Kommentare

Luetti schrieb:

Da kann man ja froh sein, dass ihr beide alles heil überstanden habt! Gratulation ! Zu Marius‘ Trost : Selbst bei den geordneten Marathons in Deutschland, ist es extrem schwierig, jemanden mit dem Fahrrad zu begleiten! Nur der Wille zählt:)
Haltet euch fit fürs Familientreffen wir freuen uns schon auf die persönlichen Berichte !
03/06 22:47:37

Theo schrieb:

Was für eine Schinderei, Frieder!!!
Wenn ich an den Sonntag (für uns der heißeste Tag während unseres Aufenthaltes) im Botanischen Garten in Singapur zurück denke, bricht mir nachträglich nochmal der Schweiß aus. Und dann noch in diesem Gewächshausklima rennen……Alle Achtung und Hut ab vor Frieder! Und natürlich unsere herzlichsten Glückwünsche von Theo und Heinz
08/06 22:21:09